22.03.2013

Zugfahrt Moskau - Astana (Letzter Abend und Ankunft in Astana)



Letzter Abend und Ankunft in Astana

Am Gleis in Kustanay erwartete uns ein großer Andrang und binnen kürzester Zeit war das Abteil voll mit kasachischen Landsleuten. Das Feld der Reisenden war durchaus gemischt, so konnten wir unter den zugestiegenen nicht nur jüngere und ältere Personen ausfindig machen, auch Kinder und eine Basketballmannschaft streiften nun durch die Gänge. Nachdem wir uns, angetrieben von den letzten Schlücken unserer Vodkaflaschen, auf den Weg zum Raucherabteil machten, trafen wir auf einen jüngeren Herren mit einem Adidas-Trikot und einem aufgedruckten Fifa-Zeichen. Nachdem klar war, dass wir dasselbe Ziel verfolgten, kamen wir relativ schnell ins Gespräch und fanden uns binnen weniger Minuten in deren Abteil wieder. Bei unseren Mitreisenden handelte es sich um eine Delegation des kasachischen Erstligisten FC Tobol Kustanay, die sich ihrerseits aufmachten um einen ihrer Sprösslinge als Spieler der Nationalmannschaft Kasachstans gegen Jogis Jungs zu Begutachten. Einmal mehr waren wir fasziniert von der unvoreingenommenen Gastfreundlichkeit der Kasachen, die uns in ihrem Abteil mit Bier versorgten. Zusätzlich dazu mussten wir in einen Topf mit gekochtem Pferdefleisch greifen und versuchen beim Testen dieser lokalen Spezialität uns nichts anmerken zu lassen. Leider enthielt der Topf auch einzelne Runde Scheiben unbekannter Konsistenz, die laut unseren kasachischen Freunden die Potenz fördern und uns mit einer derartigen Freundlichkeit angeboten wurden, dass wir uns der Gruppe beugen mussten. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen konnten war, dass die gleichen vier Personen später im Stadion ihre Plätze zufällig genau neben uns einnahmen. Solche Geschichten schreibt eben nur der Fussball.

Am nächsten morgen erreichten wir nach 58 Stunden und knapp 3.050 km die kasachische Hauptstadt Astana. Irgendwie kam uns die Ankunft durchaus zu früh. Mittlerweile hatten wir uns sehr an unseren Aufenthalt im Zug gewöhnt und uns durchaus so organisiert, dass die Tage wie im Flug vergingen und zu keiner Zeit auch nur das kleinste Zeichen eines Lagerkollers oder unerträglicher Langeweile aufkam. Dies kann ja bei solch engen Räumen im Vorfeld nicht ausgeschlossen werden. Es fiel uns letztlich mehr als schwer den Zug zu verlassen, dies überwog auch die Vorfreude auf eine Ganzkörperreinigung im Hotel in Astana.







Fazit
Die Zugfahrt war ein tolles Erlebnis mit vielen kleinen aber unvergesslichen Geschichten. Moskau als Ausgangspunkt bietet den bestmöglich Ort für den Beginn dieser tollen Reise. Ist man im Vorfeld damit bemüht sich über alle Eventualitäten den Kopf zu zerbrechen gilt bei der Zugfahrt die Devise "weniger ist mehr". Man fühlt sich schnell zu Hause, hat jederzeit das Gefühl ein willkommener Gast zu sein und bekommt bei den Zwischenhalten alles an Verpflegung was man für ein paar Tage benötigt. Die Preise sind nicht so billig wie wir uns das vorab vorgestellt hatten, allerdings durchaus unterhalb des westlichen Standards. Das kontinuierliche Heizen durch die Abteilungsmama führt dazu, dass man die endlosen Weiten und Schneelandschaften zwischenzeitlich als nicht real wahrnimmt. Die Reise mit dem Zug über den Ural hinweg zur kasachischen Steppe bietet eine ideale Möglichkeit mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen und - auch wenn die Sicht aufgrund der verschmutzten Fenster nicht die Beste war - tolle Einblicke in die schier endlosen Weiten zweier unglaublich großer und beeindruckenden Länder. Bei der Ankunft in Astana überkam uns gar ein Hauch von Wehmut, obwohl die Reise noch nicht zu Ende war. Es bleibt schlicht der Trost, dass uns der Fussball auch in der Zukunft die Möglichkeit bietet solch ein Abenteuer wahrnehmen und darüber berichten zu können.

Exkurs Zeitumstellung

Die Zeitumstellung zwischen der "moskauer Zeit" und der "jekaterinburger Zeit" erfolgt offiziell laut Zeitzonenplan ungefähr nach einem Drittel der Strecke zwischen Samara und Cheljabinsk (moskauer Zeit: Berliner Zeit + 3 Stunden auf jekaterinburger Zeit: Berliner Zeit + 5 Stunden). Diese wird vom Fahrplan jedoch nicht berücksichtigt. Die Zeitumstellung im Fahrplan erfolgt genau mit der Überfahrt der Grenze von Russland nach Kasachstan. Die Zeitzone "samaraer Zeit (Berliner Zeit + 4 Stunden)" wurde durch Vladimir Putin im März 2010 abgeschafft, mit der Begründung dass diese wirtschaftlich ineffizient sei.

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